Vietnamkrieg und das Flüchtlingsdrama
Der Vietnamkrieg bezeichnet die letzte verlustreiche Etappe in einem dreißigjährigen bewaffneten
Konflikt, der 1946 mit dem Widerstand der vietnamesischen Kommunist_innen und anderer Gruppierungen
gegen die französische Kolonialmacht begonnen hatte.
Seit 1954 war Vietnam in einen kommunistischen Norden und einen antikommunistischen Süden geteilt.
Der Süden wurde wenige Jahre später Schauplatz eines Bürgerkriegs, den die Vereinigten Staaten
als Bedrohung ihrer Interessen interpretierten. Die offene Intervention der USA begann mit der
Bombardierung Nordvietnams am 2. März 1965. Am 8. März 1965 landeten die ersten regulären
US-Kampftruppen im Land.
Die Grundlage für den offenen Kriegseintritt der USA bildete im August 1964 der gefälschte »Tonkin-
Zwischenfall«. So bezeichnet man die Ereignisse im Golf von Tonkin, vor der Küste des damaligen Nordvietnams,
bei denen ein US-amerikanisches Kriegsschiff angeblich in ein Gefecht mit nordvietnamesischen
Schnellbooten verwickelt wurde. In der Folge gelang es der Regierung Johnson den US-Kongress
erfolgreich von der Legitimität und Notwendigkeit eines Kriegs zu überzeugen. 1971 veröffentlichte
der Pentagon-Mitarbeiter Daniel Ellsberg einen als Pentagon-Papiere bekannt gewordenen Bericht, der
die Darstellung des Zwischenfalls durch die frühere Regierung als bewusste Falschinformation entlarvte.
Die Sowjetunion und die Volksrepublik China unterstützten Nordvietnam militärisch. Ab 1970 weiteten
die Vereinigten Staaten ihre Angriffe, insbesondere die verheerenden Bombardierungen, auf die Nachbarstaaten
Kambodscha und Laos aus.
Die USA konnten zwar ihr Ziel einer dauerhaften Stärkung des Süden nicht erreichen, andererseits
brachte für sie die massive Bombardierung – mehr Bomben, als im zweiten Weltkrieg –, auch einen
Erfolg mit sich: Hatten sie es doch durch ihr exemplarisches Eingreifen in Vietnam geschafft, die Entkolonialisierung
der Welt einseitig zu ihren Gunsten festzulegen. Die Sowjetunion wusste von nun an,
was der Preis war, den die USA im Kampf gegen den Kommunismus zu bezahlen bereit war. Dieser
zwei Gründe wegen fand zwischen 1969 bis März 1973 der Abzug der US-Truppen aus Südvietnam
statt. Der Krieg endete mit der Einnahme Saigons am 30. April 1975 durch nordvietnamesische Truppen
und hatte die Wiedervereinigung des völlig zerstörten Landes zur Folge.
Anfang der 70er Jahre war Saigon überfüllt mit Flüchtlingen aus den ländlichen Regionen Vietnams.
Die Flucht erfolgte meist unvorbereitet, auf den Hauptstraßen spielten sich chaotische Szenen
ab. Der Vietnamkrieg forderte etwa drei Millionen Todesopfer, davon waren zwei Millionen Zivilpersonen.
Vier Millionen Menschen erlitten schwere Verletzungen